Seeunfall Costa Concordia, Giglio(IT)

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Natürlich beschäftigt jeden Skipper die Frage wie es zu der Havarie Grosse kam. Ich habe einige Fakten zusammengetragen und starte den Versuch den Unfallhergang knappest darzustellen.

Der Zeitfaktor spielt bei der Kursauswertung keine Rolle.

 


Zeitangaben in UTC

Die CC rammt 2011-01-12 21:40 LT (geschätzt) den SO'lichen Felsen der Gruppe "le Scole". Zunächst wird ein geschätzer Kurs von 005° gefahren der um 21:45 LT auf ca 340° korrigiert wird um nahe der Küste NNW'lich abzulaufen.


Zeitangaben in UTC

Um 21:51 LT wird jene Stelle passiert wo die CC dann auf Grund saß. Die Geschwindigkeit sinkt ab 21:57 LT auf 2-3 Knoten.

Annähernd die gleiche Position passiert die CC um 22:38 LT mit einem Gegenkurs von ca 200° also ca 1 Stunde nach der Kollision mit dem Felsen mit Kurs auf den Hafen von Giglio. (der in jedem Fall viel zu flach und eng ist um das Schiff  "ordentlich" auf Grund zu setzen.)

Die CC ist nur mehr ca 300m von P.ta del Lazzaretto auf den sie seitlich zutreibt oder zugefahren wird.

In einer Unterwasseraufnahme sah man einen Taucher der an einem Anker vorbeitauchte.

VERMUTUNGEN:
gemäß einer Aussage der Tagespresse ist das AIS (Automatic Information System) das laufend über Funk Positionsmeldungen schickt gegen 21.30 LT ausgefallen. Die CC befand sich zu diesem Zeitpunkt bei kolportierten 28 kmh (ca. 16kn) Geschwindigkeit nur mehr ca. 4,6 km vor der Kollisionsstelle.

Damit schränkt sich die Reaktionszeit auf maximal 5 Minuten ein denn das Schiff braucht mindestens 5 Minuten, wenn nicht mehr, um den Kurs effektiv zu ändern.

Zwischen 21:51 LT und 22:10 LT muss  dann ein Ankermanöver stattgefunden haben. Ob noch versucht wurde den Anker zu slippen um das Schiff in den Hafen von Giglio zu rammen oder in der Bucht hinter P.ta del Lazzaretto auf Grund zu setzen ist unklar.

In jedem Fall war es offensichtlich die einzig verbliebene und richtige Entscheidung das Schiff nach der Havarie auf Grund zu setzen um zumindest den Personenschaden erheblich zu minimieren.
 

Meine Meinung:
Es ist ziemlich sicher dass sich die CC bereits zum Zeitpunkt des AIS Ausfalles um 21:30 LT auf falschem Kurs befand. Eine sichere Kursänderung ohne das "Inventar" gröblich zu schädigen wäre nicht mehr möglich gewesen. Es stellt sich die Frage ob der Kapitän zu dem Zeitpunkt tatsächlich auf der Brücke war oder ob die Wache mit der Entscheidung zu einem  "Manöver des letzten Augenblickes" einfach überfordert war.

Anmerkung zur Meldung Fokus Online ( nachstehend)
Nach der Kollision um 21:40 LT war es bis 22:10 LT bei dieser Schiffsgröße noch unklar was wirklich vorgefallen ist. Möglich ist dass bei der Tonnage des Schiffes die Kollision gar keinen sonderlich bedrohlichen "Ruck" verursacht und die Brückenbesatzung zuerst an eine Kollision mit einem unbeleuchteten Fahrzeug wie z.B. einem Fischtrawler denkt.  Wir wissen also nicht ob jemand in den untersten Decks das überhaupt mitbekommen hat und es auch  an die Brücke gemeldet hat.

Ich kann mir gut vorstellen dass das Aussenden eines Besatzungsmitgliedes in die unteren Decks mit Rückmeldung alleine 15-20 Minuten dauert.

Zwischen Kollision und Strandung ist ca. eine Stunde vergangen. Zur Analyse des Schadens die zweifelsfrei vordringlich war benötigte man für die erste Einschätzung nur 10  - 20 Minuten, dann muss die Entscheidung zu ankern gefallen sein. Möglicherweise war die falsch aber das ist wohl anhand der spärlichen Informationen kaum zu beurteilen.

Also ich habe Verständnis dafür dass der Kapitän zwischen 21:40 LT bis gegen 22:40 LT wohl in erster Linie damit beschäftigt war das Schiff zu retten. Kurz vor 23:00 LT - wie kurz vorher auch immer - ordnete er die Evakuierung an.

Da die Rettungsboote ausgebracht wurden ist es wohl sicher falsch zu sagen dass den Passagieren niemand geholfen hätte. Geholfen haben angeblich nur Maschinisten und Kellner.

Nun ich glaube nicht dass sich Reedereien eigene Rettungsbootbesatzungen leisten werden...
Nachdem also Maschinisten udn Kellner die Boote zu Wasser brachten liegt doch die Vermutung Nahe dass sie dafür ausgebildet wurden.

 

Quellen:
Tagesschau ohne Datumsangabe
Focus Online: GPS-Daten: Diese Route führte ins Verderben

Fokus Online Das Protokoll einer vorhersehbaren Katastrophe
Auszug:
Kommandant Francesco Schettino, so bestätigen Satellitenbilder, steuerte das Kreuzfahrtsschiff mit 16 Knoten definitiv zu nahe an die aus dem Meer ragenden Felsen Le Scole, die sogar kleine Boote mit respektvoller Distanz umfahren. Ein scharfer Granitfels schlug um 21.45 Uhr das Leck ins Schiff. Erste Protokolle der Küstenwache dokumentieren zudem, was danach per Funk schief lief.
....
Mehrere Italiener informierten über ihre Mobiltelefone die Polizei. Diese alarmierte umgehend die Küstenwache. „Habt Ihr Probleme?“ fragte sie um 22.10 Uhr Schettino. „Ein Black Out, wir sind dabei es zu reparieren“, konterte der Kapitän. Kurz vor 23 Uhr informierte er über die laufende Evakuierung.

Fokus Online: Die fünf fatalen Fehler des Kapitän Schettino
Auszug:
Abgesehen von einer Fehleinschätzung der Lage sieht es so als, als habe er seine Mannschaft nicht mehr im Griff gehabt. Berichte legen nahe, dass die Crew bereits eigenmächtig mit der Evakuierung begonnen hatte, als er sie schließlich kurz vor 23 Uhr anordnete.

Verfasst am 2012-01-24 08:41:00 +0100

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2012-02-11 19:17

The Telegraph veröffentlichte am 21.1.2012 ebenfalls einen chrolologischen Ablauf.

The Telegraph veröffentlicht einen Mitschnitt der Funkkommunikation in der um 22:12 ein seit 20 Minuten andauernder unspezifizierter Blackout bestätigt wird. Anhand der Kommunikation konnte zu dem Zeitpunkt die Schadensursache noch nicht spezifiziert werden.

Anmerkung:
Es ist klar dass es auf einem Schiff dieser Größe nach dem Ereignis einige Zeit dauert bis über die Ursache und den Schaden Klarheit herrscht.. Auch klar ist daß sich der Kapitän um 22:12 ohne genauen Schadensbericht schon aus rechtlichen Gründen gar nicht festlegen durfte.

MITSEGELN in KROATIEN